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Achim Reichel: Schön war es doch! Das Abschiedskonzert (Review)

Artist:

Achim Reichel

Achim Reichel: Schön war es doch! Das Abschiedskonzert
Album:

Schön war es doch! Das Abschiedskonzert

Medium: Download/Do-CD/3-LP-Set
Stil:

Deutschsprachiger Liedermacher, Rock, Pop, Soul, Blues

Label: Tangram/BMG
Spieldauer: 101:35
Erschienen: 26.01.2024
Website: [Link]

„Lieber Achim, ich mag deine Musik seit meiner Kindheit. Keine Ahnung warum, aber du drückst da irgendeinen Knopf auf meiner Seele. Mich berührt eben das, was du musikalisch da so all die Jahre treibst.“ (Kommentar von Matthias unter dem YouTube-Video von ACHIM REICHEL zu „Aber schön war es doch“)

Man möchte es einfach nicht glauben: Aber ACHIM REICHEL feiert heute, am 28. Januar, einem Sonntag, bereits seinen 80. Geburtstag und der hängt auch mit der weisen Erkenntnis zusammen, dass es (ganz im Gegensatz zu einem Johannes Heesters) eben an der Zeit ist, von der Bühne abzutreten, statt dort im Scheinwerferlicht am besten live sterben zu wollen.
So wird sein „Schön war es doch! Das Abschiedskonzert“ zum endgültigen Bühnen-Abgesang, der seine letzte Konzerttournee ankündigt und zugleich als ewige Erinnerung auf sechs schwarzen Rillen oder zwei Silberlingen bleibt.

Als Bonustitel gibt's zudem die einzige Studio-Version auf diesem 3-LP-Set: „Schön war es doch“ (sicher den alten Hasen und Häsinnen längst durch die KNEF bekannt). Eine erfolgversprechende Abrechnung mit einer Zeit als Musiker und Bühnen-Eroberer, der – egal, ob er sich nun dem Deutsch- oder Krautrock, der NDW sowie den Shantys und den poetischen Klassik/Romantik-Balladen-Covern zuwandte – immer auf Erfolgskurs zu sein schien. Und da „Schön war es doch“ erstmals als Studio-Aufnahme zu vernehmen gibt, findet man auf der letzten bedruckten LP-Hülle auch den kompletten Text dazu.

Von allem gibt’s nun auf „Schön war es doch! Das Abschiedskonzert“ beeindruckende Live-Zeugnisse zu hören, zu denen sich ACHIM REICHEL auch im Rahmen seines dreiflügeligen LP-Covers mit drei bedruckten Innenhüllen ausgiebig im verschmitzt-humorvollen Ton äußert, der gerne auch ein paar richtig süße sexuelle Anspielungen im Umgang mit seiner ersten Gitarre aufweist.
Da wird die Generation Gender lauthals aufschreien. Nur: Seine (erste) Gitarre darf man doch 'missbrauchen', oder?
Beispiel gefällig?
Hier ist's: „Sie war meine erste große Liebe, und die vergisst man nie. Irgendwann jedoch stießen wir an unsere Grenzen, bisher war alles nur Petting gewesen, ich aber wollte endlich einstöpseln, eine E-Gitarre musste her.“

Nun also ist ACHIM REICHEL selbst längst zum Klassiker geworden – ein Klassiker, der endgültig Abschied nimmt und dabei noch etwas Großes hinterlassen will. In diesem Falle: „Schön war es doch! Das Abschiedskonzert“!

In achtköpfiger Besetzung wird hierzu live noch einmal das ganze Repertoire abgespult, welches einen Reichel ausmachte, wobei diesmal auch eine gehörige Portion Bläser ordentlich Druck macht. Schade ist allerdings, dass eben die deutschsprachigen Lieder und Songs von Reichel nicht nur im Mittelpunkt stehen, sondern ausschließlich der musikalische Beitrag dieses Konzerts sind.
Der 'alte' Reichel-Fan hätte sich sicher – ähnlich wie dieser Kritiker – auch ein paar Songs oder psychedelische Ausflüge der frühen Zeiten gewünscht, als Reichel erst mit den RATTLES und dann mit WONDERLAND oder dem unglaublich experimentellen Psyche-Krautrock-Projekt A.R. MACHINES Musik-Geschichte schrieb.
Gerade dieses „Moscow“ von WONDERLAND, das in der DDR, also dem Kritiker-Herkunftsland, strikt verboten war und sogar Einzug in den Film „Am anderen Ende der Sonnenallee“ fand, hätte man sich ganz ernsthaft auch für diese Live-Abschiedsplatte gewünscht. Denn auch mit Bläsern würde sicher dieses „Moscow“ bestens funktionieren.

So gibt es bei den noch folgenden Konzerten und auf dieser 3fach-LP also ein buntes Potpourri von Reichels deutschen Songs mit breiter Bläser-Untermalung und natürlich der Rock-Attitüde folgend zu vernehmen, die im Falle der LP mit „Fliegende Pferde“ beginnen und sich natürlich über solche Hits (Ja, die darf man gerne so nennen!) wie „Der Spieler“ oder „Kuddel Daddel Du“ und selbstverständlich „Aloha Heja He“ erstrecken, um dann am Ende mit der Studio-Aufnahme von „Aber schön war es doch“ zu enden.
Wortwörtlich wird das alles ein wenig 'aufgeblasen' und dass der Zahn der Zeit auch an Reichels Stimme nagte, ist trotz Pauken und Trompeten, trotz Blues und Country, trotz Boogie und Soul nicht zu überhören. Doch gerade das macht eigentlich diese Live-Aufnahmen rund, um den nunmehr 80-Jährigen, der nie als aufgeblasener Pop-Depp daherkam, besonders sympathisch erscheinen zu lassen.

FAZIT: „Es wäre vermessen, all das Glück, was mir in meiner nun 60 Jahre andauernden Odyssee durch die Untiefen dieses launischen Musikgeschäfts widerfahren ist, einzig und allein mir selbst zuzuschreiben.“ Mit diesen Worten beginnt ACHIM REICHEL auf seiner 3-LP-Ausgabe seine Danksagung und zeigt, dass er mit nunmehr 80 Jahren noch immer genau der (einfache) Typ geblieben ist, wofür ihn nicht nur seine Fans lieben. Nun also ist es an der Zeit, von der Live-Bühne abzutreten, noch ein paar Abschiedskonzerte zu geben und genau dieses Album „Schön war es doch! Das Abschiedskonzert“ als letzte Live-Erinnerung zu veröffentlichen. Da fällt einem Kritiker vor Hochachtung fast der Griffel aus der Hand. Ja – und da diese Zeiten vorbei sind, bleiben nur ein paar warm gewordene Tasten auf der Klaviatur des Laptops übrig. Aber schön war es doch! Und bei so viel Bläser-Begleitung war noch nie dermaßen Soul im Chicago-Flair hinter der Musik einer Musiker-Legende aus Deutschland, die weiß, wann es an der Zeit ist, sich seinen Legendenstatus zu bewahren, statt ihn als albern empfundener Hüpf-Opa auf der Bühne zu verspielen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2428x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Seite A (20:55):
  • Fliegende Pferde (5:50)
  • Wahre Liebe (4:28)
  • Der Spieler (5:54)
  • Am besten du gehst (4:43)
  • Seite B (15:49):
  • Auf der Reeperbahn nachts um halb eins (3:56)
  • Sophie mein Henkersmädel (3:30)
  • Nis Randers (3:42)
  • Exxon Valdez (4:41)
  • Seite C (18:27):
  • Trutz blanke Hans (5:58)
  • John Maynard (4:36)
  • Regenballade (7:53)
  • Seite D (14:08):
  • Der Mond ist aufgegangen (2:57)
  • Herr von Ribbeck 94 (3:15)
  • Steak + Bier + Zigaretten (4:24)
  • Halla Ballu Balle (5:32)
  • Seite E (17:13):
  • Boxer Kutte (4:59)
  • Kuddel Daddel Du (5:08)
  • Aloha Heja He (6:06)
  • Seite F (15:03):
  • Kreuzworträtsel (4:07)
  • Leben leben (3:59)
  • Halt die Welt an (für immer glücklich mehr geht nicht) (3:20)
  • Aber schön war es doch (3:37)

Besetzung:

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Interviews:
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